Noch vor kurzem hatten wir die Wahl zwischen Lagerbier – und Lagerbier. Heute ist die Biervielfalt grösser. «Craft Biere» gibt es sogar im Grossverteiler. Doch noch vielfältiger wird der Biergenuss, wenn wir selber brauen. Das mache ich jetzt.  Digital. Mit dem Brewie.

Eigentlich geht selber Bier brauen ja schon lange. Es reicht ein grosser Kochtopf. Aber dann ist Geduld gefragt. Mindestens einen halben Tag muss der Hobbybrauer neben dem Topf stehen und die «Malzsuppe» (Maische, das Maischen ist das eigentliche Brauen) immer wieder auf verschiedene Temperaturen erhitzen, dann unterschiedlich lange «rasten» lassen.

Das kann eine tolle Achtsamkeits-Übung sein, verliert aber schnell seinen Reiz und wird endgültig frustrierend, wenn ein Sud nicht trinkbar ist, also alles umsonst war.

Basteln und brauen

Industrielle Brauereien haben den Brauprozess schon lange auf Automatik umgestellt. Für den Heimbrauer hingegen gab es bis vor kurzem noch keine vollautomatisierte Lösung. Im besten Fall bekam man Unterstützung von Kochpfannen mit eingebauten Thermostaten und Zeituhren wie etwa dem Braumeister. Oder man half sich mit einer Eigenkonstruktion. So wie ich in den 80er-Jahren.

Ein ziemliches Gebastel – und das Bier war nur mit viel Wohlwollen geniessbar. Das soll sich nun ändern. Mit meinem Brewie.

Brewie, die flexible Brau-Kiste

Wieso nicht den Brewbot oder Picobrew gewählt habe? Das Konzept von Brewie dünkt mich am vielversprechendsten und ihr Automatisierungsgrad geht am weitesten:

  • Dank direkter Anbindung an einen Wasserhahn kann Brewie zu Beginn selber Wasser in den ersten Tank pumpen. Anschliessen heizt er das Wasser auf, pumpt es dann in den zweiten Tank, in dem das Malz liegt, eingeschlossen in einem Sack. Nach dem Maischen wandert die Flüssigkeit wieder in den ersten Tank zurück, wo sie erneut gekocht wird. Während des Kochens kommt der Hopfen dazu. Wie bei einer Waschmaschine flutet Brewie dazu automatisch einen kleinen Käfig, in dem sich diese wichtige Zutat befindet.
  • Bis zu vier Hopfen-Behälter stehen zur Verfügung. Die kann man mit verschiedenen Hopfensorten laden. Deren Inhalt wird zu verschiedenen Zeitpunkten während des Kochens zur Würze hinzugegeben. Da lacht das Herz des Craft Bier-Brauers!
  • Nach dem Kochen kühlt Brewie die Würze innerhalb einer halben Stunde automatisch auf Zimmertemperatur ab. Nun ist sie bereit für die Zugabe der Hefe. Erst jetzt – nach rund fünf Stunden automatischer Brauerei – muss ich wieder manuell eingreifen und mit einem Schlauch die Würze in einen Gärbottich pumpen.
  • Bier-Rezepte kann ich direkt aus dem Internet auf Brewie laden oder von Hand eigene Kreationen auf dem kleinen Touch-Screen eingeben.

Analog: Gelungen! Digital: Verbesserungswürdig!

Vor wenigen Tagen konnte ich die Maschine auspacken.

Schönes Design, wertige Verarbeitung. Am «analogen» Teil gibt es nichts zu bemängeln.

Die Probleme liegen im Digitalen, in der Software. Die ist derzeit noch sehr anfällig, im Beta-Stadium. Von vier Brauversuchen sind zwei nicht gelungen, weil der Bordcomputer während des Brauens abgestürzt ist.

Als «Early Adaptor» bezahlt man zwar weniger. Doch das hat dennoch seinen Preis: Die halbfertige Maschine macht durstig!

Die Digitalisierung hat das Brauen zu Hause nicht vereinfacht – noch nicht. Marcell, der Chef von Brewie sagt, dass ein Software-Update die Probleme der ersten Geräte in den nächsten Wochen beheben wird.

Das hoffe ich doch sehr, denn ich will Brewies bester Freund sein!

Kategorien: Brewie

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